Ich fange mal mit dem Beitrag unter mir an:
- Schuluniformen sind sehr teuer, und nur die wenigsten Eltern haben genug Geld, um ihrem Kind gleich eine zweifache Garnitur zu kaufen, vor allem, wenn sie mehrere Kinder haben.
Wenn Schuluniformen an staatlichen Schulen eingeführt werden sollten, dann sollte der Staat m.E. die Uniformen auch subventionieren, damit sie für jedermann erschwinglich sind. Privatschulen kann das selbst überlassen bleiben, dort zahlt man sowieso extra Schulgeld.
- Zum Argument "Dann sehen alle gleich aus und niemand wird mehr diskriminiert": Wenn Kinder wegen ihrer Kleidung gemobbt werden, dann sicherlich auch wegen etwas anderem. Dann tragen halt alle dieselbe Kleidung, aber trotzdem werden sich die "Coolen" von den "Uncoolen" distanzieren. Indem sie schöneren Schmuck, schönere Frisuren, schönere Taschen, etc haben.
Das stimmt leider, es liegt aber nun mal in der Natur des Menschen, sich über andere zu erheben. In einem System, in welchem die Leute ihren Status über Macht und materiellen Reichtum definieren, wird man das niemals auf solchem Wege abstellen können, nichtsdestotrotz wäre es trotzdem ein Statussymbol weniger. Außerdem ist Kleidung als Top-Statussymbol schon lange von anderen Dingen wie z.B. Handys verdrängt worden.
- Die Individualität, die beispielsweise unter Geschwistern, Kindern mit den selben Vor- oder Nachnamen oder besonders Zwillingen sowieso schon leidet, kommt gänzlich abhanden. Wenn zwei Geschwister/Zwillinge nicht nur ähnlich aussehen und ähnlich heißen, sondern auch noch exakt die selbe Kleidung tragen, werden sie nur noch öfter verwechselt und nicht mehr als Individuum angesehen.
Bullshit. Ein Individuum definiert sich genauso gut über seine Charakterzüge, Vorlieben etc., also über innere Werte, m.E. sogar gerade darüber. Außerdem könnten eineiige Zwillinge auch so immer dasselbe anziehen und da könnte man sie ebenfalls nicht mehr mittels ihrer Kleidung auseinanderhalten. Das Argument ist daher leider keins.
- Wenn man eine Schuluniform trägt, kann man gleich einer Schule zugeordnet werden. Ja, klar, das stärkt vielleicht die Gemeinschaft nach innen hin, aber nach außen hin säht es nur Feindschaft, Neid und Rivalität. Wenn ein Schüler im Bus eine Schuluniform einer schicken Privatschule trägt, ist es kein Wunder, wenn andere neidisch werden und ihn ausgrenzen oder mobben. Und wenn sich Leute aus verschiedenen Schulen mit verschiedenen Schuluniformen treffen, grenzen sie sich eher gegenseitig aus und es kommt zu Streit und Rivalität untereinander.
Ebenfalls Bullshit. Es gibt genauso Feindschaften zwischen Schülern verschiedener Schulen auch ohne Schuluniformen und gleichsam Freundschaften unter solchen mit Schuluniform, das kommt m.E. lediglich auf die Einstellung der Schüler sowie auf die Schulen selbst an.
- Missbrauch als Statussymbol: Eine meiner größten Befürchtungen ist es, dass eine Schuluniform möglicherweise als Statussymbol missbraucht werden könnte. Dabei will man ja eine Schuluniform einführen um genau das zu vermeiden. Statussymbol meine ich hiermit sowohl als Symbol eines guten, als auch eines schlechten Status. Wenn in einer Gruppe ein Schüler mit Schuluniform einer nicht so angesehenen Schule steht, wird auf ihn herabgeblickt. Aber andererseits können Leute mit Schuluniformen von sehr elitären Schulen sich aufspielen und die schuluniform nur damit zu benutzen, um sich selbst darzustellen und mit ihrem vermeintlichen Reichtum oder der guten Bildung anzugeben.
Was sagt mir das? Wohl eher dass die staatlichen Schulen, welche die klare Mehrheit an Schulen bilden, aufgrund des unzureichenden Bildungssystems unter aller Kanone sind. Das Problem müsste an ganz anderer Stelle angepackt werden. Mit anständigen staatlichen Schulen würden Privatschulen eine Nische bleiben und weniger elitär wirken, und es bestünde für die Schüler weniger Anlass, jemanden von so einer Schule aufgrund von Neid und Unzufriedenheit über die mangelhafte eigene Bildung zu attackieren. Und komm mir nicht mit dem Argument Geld, denn es ist genug Geld vorhanden, unsere Regierung vermasselt es nur konsquent und gnadenlos, es in ein vernünftiges Bildungssystem und andere wichtige Sachen zu investieren.
- Diskriminierung zwischen den Geschlechtern: Oft ist es bei Schuluniformen so, dass ein Mädchen einen Rock, ein Kleid oder eine Bluse und ein Junge Hosen und Hemd zu tragen hat. Von Geschlechtergleichberechtigung ist hier nicht die Rede. In meinen Augen sollte ein Mädchen genauso Hosen tragen dürfen wie ein Junge einen Rock.
Hier stimme ich bedingungslos zu.
- Wetterangepasstheit: Alle mir bekannten Leute, an deren Schulen es Schuluniformen gibt, meckern darüber, dass es im Sommer viel zu warm und im Winter viel zu kalt sei. Die einzige Möglichkeit der Schule, das zu verhindern, ist es, eine sehr umfassende Schuluniform zu gestalten, die sowohl kurze Röcke und Hosen, als auch Wollpullis und Winterjacken beinhaltet. Das daraus resultierende Problem wäre aber wiederum, dass diese Schuluniform dann aus so vielen Teilen bestünde, dass sie erstens sehr teuer ist und zweitens viel Platz im Schrank verbraucht.
- Wenn ein Teenager eine Schuluniform den ganzen Tag, vor allem im Sommer trägt, ist sie schnell durchgeschwitzt und sie wird, vor allem bei jüngeren Schülerinnen und Schülern, sehr schnell dreckig. Also bräuchte man mindestens zwei Garnituren, damit eine gewaschen werden kann. Das wäre dann sehr teuer und außerdem müsste (in meisten Fällen die Mutter) die Schuluniform an einer Tour waschen. Einerseits sehr arbeitsintensiv, vor allem, da Schuluniformen meistens nicht mal einfach so bei 30 Grad zu waschen und zu trocknen sind, und andererseits alles andere als Wasser- und Stromsparend.
Auch das müsste selbstverständlich berücksichtigt werden, aber wie gesagt sollten die Uniformen m.E. an staatlichen Schulen, wenn sie dort eingeführt werden sollten, auch subventioniert werden.
- Was ist mit Schülern, die aufgrund ihrer religiösen Einstellung einen bestimmten Kleidungsstil pflegen? Ich denke da an muslimische Schülerinnen, die ein Kopftuch tragen oder an die indischen Sikh, die aus religiösen Gründen einen Turban tragen. In Deutschland herrscht Glaubensfreiheit und für viele Menschen gehört eine bestimmte Kleidung zur Ausübung ihrer Religion dazu.
Hier muss ich klar widersprechen. Erstens steht z.B. nirgends im Koran auch nur ein Vers (bzw. eine Sure), welcher Kopftücher für Frauen vorschreibt (mal abgesehen davon, dass diese Kopftücher ebenfalls Anlass zur Diskriminierung sein können und auch nicht selten ein Werkzeug zur Diskriminierung sind, womit konsequent Grundrechte, die m.E. über Religionsfreiheit stehen müssen, ausgehebelt werden), und zweitens ist es den Lehrern je nach Bundesland auch nicht gestattet, z.B. christliche Symbole in verschiedenen Formen (das kann eine Halskette mit Kreuz sein, aber es gibt auch christliche Kleidung) zu tragen, und da darf sich niemand wegen Religionsfreiheit beschweren. Außerdem haben an staatlichen Schulen Religionen m.E. ohnehin nichts verloren (auch nicht in Form von Religionsunterricht, Ethik und Philosophie reichen völlig aus), denn in Deutschland gibt es ganz klar eine im Grundgesetz verankerte Trennung von Staat und Religion.
- Und zu guter Letzt zitiere ich das Grundgesetz, Art. 2, Abs. 1: "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit [...]" und zu diesem Recht der freien Entfaltung gehört für mich auch das Recht auf freie Entfaltung mit Hilfe seines Kleidungsstil. In meinen Augen sollte man keinen Mensch zwingen, etwas zu tragen, was er nicht mag. Unsere Kleidung und unser äußeres Erscheinungsbild ist Teil unserer Selbsverwirklichung.
Richtig zitiert, aber leider eine Tatsache vergessen: In Firmen und Betrieben, sowie in verschiedenen staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen, werden auch Uniformen getragen, und es beschwert sich keiner über mangelnde Individualität. Dort heißt es schlichtweg "tragen oder fliegen". Nach deiner Logik müssten Uniformen in allen anderen Betrieben, allen voran staatliche Einrichtungen und Organisationen (z.B. Polizei), ebenfalls abgeschafft werden. Dies geschieht bekanntlich nicht, was auch Sinn macht. So schädlich kann es nicht sein, wenn sich die Leute bereits in der Schulzeit daran gewöhnen, denn im Beruf kommen sie in den meisten Fällen auch nicht drumherum.
Auch als Mensch, der sehr viel Wert auf Freiheit und Individualität legt, würde ich mich am ehesten für eine flächendeckende Einführung von Schuluniformen an staatlichen Schulen aussprechen, um eben mehr Ausgeglichenheit zu schaffen. Bei Privatschulen wird man es ohnehin nicht vermeiden können, wenn diese es machen. Man kann sie aber weniger elitär wirken lassen, indem die Uniformen von der Ausnahme zur Regel werden und indem man generell mehr investiert, um ein deutlich besseres Bildungssystem auf die Beine zu stellen. Natürlich müsste die Schuluniform dabei staatlich subventioniert werden, damit sie für jedermann erschwinglich ist (das wäre sonst auch gar nicht mit dem besseren Bildungssystem vereinbar).
Es muss ja keine überkandidelte Schuluniform sein und die Änderung muss auch nicht radikal von heute auf morgen erfolgen. Bei meiner Mutter zum Beispiel war das früher so, dass lediglich im Sportunterricht jede/r Schüler/in ein blaues Oberteil tragen musste. Aber grundsätzlich habe ich einer Schuluniform nicht ernsthaft etwas entgegenzusetzen, zumal wie schon gesagt in vielen Berufen Uniformen ebenfalls dazugehören und es daher nicht schaden kann, sich früh genug an das Tragen einer solchen zu gewöhnen. Und niemand wäre verpflichtet, die Uniform auch außerhalb der Schulzeit zu tragen, es gibt immer noch genug Zeit, um das zu tragen, was man will. Eine Gefahr für die Individualität sehe ich auch nicht, denn wie ich schon sagte, in erster Linie definiert sich ein Individuum nicht über seine Kleidung, sondern über seine inneren Werte. Außerdem kann es gegen Schulschwänzer behilflich sein, wenn es denn auch konsequent geahndet wird.